Sea - Watch "AUFBRUCH - LEBEN"
Von April bis Mitte Juni 2015 habe ich mich an „Sea-Watch“ beteiligt, einer Privatinitiative zur Seenotrettung im Mittelmeer.
Ich begleitete und dokumentierte mit Zeichnungen und Fotografien den Weg der Überführung von Hamburg/ Boulogne nach Lampedusa über 2800 Seemeilen in
7 Wochen als Köchin und Künstlerin.
Der Weg der Überführung verlief von Hamburg-Helgoland-Elmshaven-Borkum-Boulogne sur mer-Cherbourg-Brest-ACoruna-Lissabon-Carboneras-Cartagena-Lampedusa vom 18.04.2015 bis 15.06.2015.
Ich bin in Boulogne/ Frankreich zugestiegen. Das war meine größte und beeindruckendste Reise überhaupt. Das Flüchtlingsthema bewegt mich sehr.
Es ist das, was wir unseren Kindern mitgeben können, der ganz persönliche Einsatz, gleich an welchem Ort man steht.
Dieses Schiff, ein 100 Jahre alter Krabbenfischer, 20m lang 4m breit, war eine schwimmende, fahrende Baustelle, eine Baustelle, wie das Leben selbst, eine Werkstatt unterwegs voller Einsatz, positiver Energie und kreativer Lösungen. Es gab so gut wie nichts was nicht geht und wenn nicht, wurde es gehend gemacht.
Eine 70 jährige Frau schrieb dem Initiator Harald Höppner dankend: „ Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche möglich zu machen.“
Menschlich handeln und sich auf den Weg machen – eine Botschaft an die Welt.
Ich bin glücklich, ein Teil davon zu sein. 5 Männer, 2 Frauen haben das Schiff überführt. In der Biskaya rollte es um 50°, die Reling war im Wasser, unsere Jacken am Haken standen waagerecht im Raum. Eine Welle hat das Schiff von hinten vollkommen überrollt… Die Töpfe auf dem Herd wurden angeschraubt und durften nur halbvoll sein. Noch nie habe ich so viel über Maschinenraum, Kabel, Motoren, Hydraulik, Pumpen, Bilge, Navigation…erfahren. Die Schönheit des Motors als Herz des Schiffes. Aller 4 Stunden 2 Leute Wache auf der Brücke. Am Ende konnte jeder von uns das Schiff steuern. In jedem Hafen, als wir tagelang auf ein gutes Zeitfenster vom Wetter warten mussten, wurde intensiv gebaut, gestrichen, erneuert, verbessert.
Ich habe mittels Zeichnungen versucht, den Weg des Schiffes und alle Handlungen und Tätigkeiten festzuhalten. Jetzt arbeite ich dazu an einem Zyklus von Kaltnadelradierungen, der auch als online Ausstellung bald zu sehen sein soll. In Lampedusa bin ich in Flüchtlingsboote geklettert, hautnah gefühlt, Überbleibsel und Fundstücke in der Hand. Blaue Farbe blätterte ab von einem afrikanischen Fischerboot, es war das Blau vom „Lebenstanz“ in meinen Bildern. Tief berührt bin ich nach Hause zurückgekehrt. Ich möchte auch mit Kindern künstlerisch zu diesem Thema arbeiten. Sie sind unsere Zukunft und werden später die Lösungen und Entscheidungen finden müssen.
3 meiner Kunstschüler gaben mir Holzschnitte mit auf die Reise. Das Credo von Merle Dann, 6 Jahre alt:
“Der Mensch auf dem Boot muss dieselben Haare haben wie der Mensch im Wasser. Ich kann auf dem Boot oder im Wasser sein und wenn ich im Wasser bin, möchte ich auch gerettet werden.“
Diese Holzschnitte habe ich einer Galerie und Künstlergruppe in Lampedusa übergeben, die sich dem Flüchtlingsthema angenommen hat. ( siehe Foto)
Über mehrere Einsätze ist es inzwischen gelungen über 600 Menschen zu retten.
Man kann die Neuigkeiten über Sea-Watch.org verfolgen. In Gedanken bin ich noch viel auf dem Schiff , mit großem Respekt und wünsche allen Beteiligten weiterhin für die Einsätze viel Kraft und gutes Gelingen.Vielleicht werde ich im Herbst noch einen Einsatz mitfahren.
Ute Laux
Artikel in der Schweriner Volkszeitung über Sea-Watch und Ute Laux
„Ich wäre so gern ein Teil von euch“
Wie die Künstlerin Ute Laux gemeinsam mit Gleichgesinnten einen alten Krabbenkutter nach Lampedusa überführte, um von dort aus Flüchtlinge zu retten.